Dr. Joachim Schröder, Historiker, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsschwerpunktes Rechtsextremismus/Neonazismus sowie seit Mai 2013 Präsidiumsbeauftragter und Leiter des Erinnerungsortes Alter Schlachthof an der Hochschule Düsseldorf.
Vor 75 Jahren begannen die deutschen Besatzer, die jüdische Bevölkerung in Polen systematisch zu ermorden („Aktion Reinhardt“). Hunderttausende Menschen wurden aus den Ghettos in die eigens eingerichteten Mordlager verschleppt, nach Treblinka, Sobibór und Bełżec. Diese Orte sind heute nur wenigen ein Begriff. Auch ist kaum bekannt, dass zehntausende deutsche Jüdinnen und Juden Opfer dieser Mordaktion wurden. Sie waren zwischen März und Juni 1942 in die Region Lublin verschleppt worden, darunter fast 2.000 Menschen aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf.
Am 22. April 1942 verließ der Deportationszug Da 52 den Derendorfer Güterbahnhof Richtung Lublin. Unter ihnen: der 20jährige Essener Ernst Krombach. Seine Verlobte, Marianne Strauß, hatte er nur mit Mühe davon abhalten können, ihn freiwillig zum vorgeblichen „Arbeitseinsatz im Osten“ zu begleiten. Er überlebte den Holocaust nicht. Wo und wie Ernst Krombach zu Tode kam, ist ungewiss. Seine heimlich aus dem Ghetto geschmuggelten Briefe an Marianne indes sind bis heute einzigartige Lebenszeichen aus dem „Transitghetto“ Izbica. Anhand seiner Biographie schildert Joachim Schröder den Ablauf der Deportation, die ihren Ausgang am Düsseldorfer Schlachthof nahm. Skizziert werden sowohl die Lebensverhältnisse in Izbica als auch die Grundzüge der „Aktion Reinhardt“.