Rafael Seligmann erzählt die Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus anders. Nicht als abstrakte Darstellung und Aufzählung von Ereignissen aus dem Geschichtsbuch oder von Zeitungsmeldungen, sondern als persönlicher Erfahrungsbericht von fast 70 Jahren Dauer.
Als Seligmann 1957 nach Deutschland kam, verhieß ihm sein Vater: »Deutschland wird dir gefallen«. Diese Zusage ist nie in Erfüllung gegangen. Er blieb als »Musterjude« zumeist ein Fremder.
Sein neues Buch ist ein mitreißender, gnadenlos ehrlicher persönlicher Lebensbericht.
»Lange genug wurde analysiert und wissenschaftlich geforscht. Eine objektive Schilderung des deutsch-jüdischen Miteinander ist vergeblich und langweilig obendrein. Ich will daher aufzeigen, welche Wirkung kleine Stiche und scheinbare Beiläufigkeiten bei mir und anderen Juden zeitigen. Zahllose Reden haben die emotionale Taubheit allzu vieler Deutscher gegenüber ihren jüdischen ›Mitbürgern‹ und anderen Minderheiten nicht zu überwinden vermocht. Mitgefühl und Empathie sind für jede humane Gesellschaft unerlässlich, zumal für eine zunehmend vielschichtige wie die deutsche. Gemäß William Shakespeares Shylock:
›Wenn Ihr uns stecht, bluten wir nicht?‹«